Dienstag, 12. Februar 2013

Walnussbaum in den Werregärten

Ort: Werregärten (Werrestraße)
Baumart: Walnussbaum (Juglans regia)
Zeit: Oktober 2012
Foto: Meiko Haselhorst (NW)


Eins auf die Nuss bekommen

IN HERFORD VERWURZELT(14) Über einen Baum, der es seit einiger Zeit schwer hat

VON MEIKO HASELHORST (NW 5.10.2012)

Ein besonders schöner Baum ist die Walnuss nicht. Aber sie hat Charakter, heißt es. Der geneigte Pflanzenfreund tritt näher, um Blätter und Rinde unter die Lupe zu nehmen. Und schon peckt die blau-braun-schwarze Masse unterm Schuh. Toller Charakter. Die klebrige Substanz ist dafür verantwortlich, dass der einst häufige Baum in Sachen Beliebtheit zuletzt stark eins auf die Nuss bekommen hat.

Karl der Große ist nach heutigem Kenntnisstand dafür verantwortlich, dass die aus dem südwest-asiatischen Raum kommende Walnuss in unserer Gegend Verbreitung fand. Der Wortteil "Wal" hat mit Meeressäugern nichts zu tun und geht auf die spätlateinische Bezeichnung "nux gallica", also Nuss der Gallier (oder Welschen) und später "Welschnuss" zurück.

Ganz so weit reichen die Erinnerungen von Uwe Höcker nicht. Der Baumexperte und Rentner entsinnt sich seiner Kindheit: "Auf dem Weg zur Schule haben wir bei Oma Brinck oft Walnüsse gesammelt und heimlich im Unterricht geknackt", erzählt der ehemalige Mitarbeiter des Garten- und Friedhofamtes. Anfang der 50er seien die fettreichen Früchte eine willkommene Ergänzung auf einem ansonsten eher mageren Speiseplan gewesen. "Zu kaufen gab es Nüsse immer erst kurz vor Weihnachten."

Höcker mag nicht nur die Früchte, sondern auch das Holz des Walnussbaums. "Es hat eine wunderschöne Färbung, je nach Standort unterschiedlich", weiß der Herforder, der in seiner Freizeit gerne mit Holz arbeitet. Walnuss kommt für Wohn- und Schlafzimmermöbel ebenso zum Einsatz wie beim Orgel- und Klavierbau. Die edel gemaserten Wurzelknollen finden Verwendung im Kunsthandwerk und dienen zur Herstellung von Furnieren.

Der Baum, der 600 Jahre alt und 30 Meter hoch werden kann, wurde in Ostwestfalen oft im Schutz der Gehöfte oder am Rand geschützter Obstwiesen gepflanzt. "Bänke, Sitzplätze oder ganze Biergärten wurden früher unter Walnussbäumen angelegt, weil sie durch ihren Geruch offenbar Fliegen und Mücken abhalten", weiß Höcker.; Dass der Baum in den vergangenen Jahrzehnten immer seltener gepflanzt wird, liegt vor allem an den Blättern, Blüten und frischen Früchten. Bei ihrer schwerfälligen Zersetzung bilden sie am Boden einen schmierigen und sehr hartnäckigen Film und färben sowohl Rasen als auch Betonplatten schwarz-braun ein. Viele Menschen haben die Walnuss daher aus ihrem Garten verbannt.

Die Dr.-Silvius-Wodarz-Stiftung hat die Walnuss im Jahr 2008 zum Baum des Jahres gewählt - vielleicht auch in der Hoffnung, dem Negativ-Trend ein wenig entgegenzuwirken. Bislang mit sehr überschaubarem Erfolg: Junge Walnussbäume haben Seltenheitswert - auch in Herforder Gärten.

Falls jemand etwas dagegen tun möchte, hat Uwe Höcker einen Tipp: "Der Baum braucht einen lockeren, tiefen, nährstoffreichen und durchlässigen Boden - und einen möglichst geschützten Standort, weil er früh im Saft steht und somit empfindlich gegen Spätfrost ist."

Neue Westfälische 05.10.2012

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