Dienstag, 12. Februar 2013

Erlen


Ort: unbekannt
Baumart: Schwarz-Erle (Alnus glutinosa)
Zeit: Oktober 2012
Fotos: Meiko Haselhorst (NW)



Erlen-Perlen

IN HERFORD VERWURZELT (19) Von bösen Königen, Hexen und Geistern

VON MEIKO HASELHORST (NW 7.11.2012)

Hexen benutzten das Erlenholz, um das Wetter zu beeinflussen - besagt jedenfalls ein alter Volksglaube. Und der "Erlkönig" lockte in Goethes gleichnamigem Gedicht ein fieberndes Kleinkind ins Reich des Todes. "Die Erle war in den früheren Jahrhunderten immer der Baum der bösen Geister, des Teufels und der Hexen", weiß Baumexperte Uwe Höcker.; Das mag mit dem schwarzen Stamm und dem dunklen Laub der Schwarz- oder Roterle zusammenhängen, aber vor allem wohl mit ihren bevorzugten Standorten: Gerne wächst sie an den Rändern von unzugänglichen Mooren und Brüchen, in unfruchtbaren Feuchtwiesen oder an Mücken gebärenden Tümpeln - Orte, die Menschen lieber meiden, vor Jahrhunderten noch mehr als heute.


Für Uwe Höcker, der sich mit Bäumen etwas wissenschaftlicher auseinandersetzt, hat die Erle nichts Böses an sich. Im Gegenteil: In seiner Zeit beim städtischen Garten- und Friedhofsamt hat der Herforder das Pioniergehölz gerne als biologische Uferbefestigung an renaturierten Bächen und anderen Gewässern eingesetzt. "Ist doch schöner als Beton", sagt Höcker. Wer möchte da widersprechen?

Die Erle, so erklärt er weiter, eigne sich für derartige Projekte nicht nur wegen der bereits erwähnten Liebe zum Wasser, sondern auch, weil sie in ihren ersten Lebensjahren sehr schnellwüchsig ist.

Frosthärte, Unempfindlichkeit bei Überflutungen, schnelles Austriebsvermögen bei Rückschnitt und eine allgemeine Robustheit und Anspruchslosigkeit, so Höcker, machten die Erle zu einem wichtigen Baum im Forst und in der Landschaftsbepflanzung. Bei guten Bedingungen kann die Alnus glutinosa 30 bis 40 Meter hoch und bis zu 100 Jahre alt werden. Eine schöne Erscheinung ist sie aber nur selten. "Häufig wird sie als junger Baum zurückgeschnitten und bildet dann beim Austrieb mehrere Stämme", sagt Höcker. Eine richtige Krone hat die Erle auch nicht. Der Stamm geht oft bis zum Wipfel durch, die Äste wachsen im unteren Stammbereich direkt aus dem Holz.; Da Letzteres auch unter Wasser sehr dauerhaft ist, wird es gerne im Schiffsbau verwendet. Ferner lässt es sich gut beizen, da ihm Fettstoffe fehlen. Die Möbelindustrie, so Höcker, habe es daher früher gerne als Mahagoni-Ersatz benutzt. Außerdem wurde es zum Räuchern von Fleischwaren verwendet.; Weniger beliebt ist die zu den Birkengewächsen zählende Erle bei Allergikern: Die Pollen im Frühjahr machen ihnen zu schaffen. So mag der ein oder andere die Erle auch heute noch für Teufelszeug halten.

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