Freitag, 4. Januar 2013

Kiefer auf dem Friedhof "Zum Ewigen Frieden"

Ort: Friedhof "Zum Ewigen Frieden"
Baumart: Schwarzkiefer (Pinus nigra ssp. nigra)
Zeit: August 2012
Fotos: Meiko Haselhorst (NW)





Knorrige Typen

IN HERFORD  VERWURZELT (9): Von Pinien, Latschen und Föhren – Kiefer ist nicht gleich Kiefer


VON MEIKO HASELHORST

Herford. Wenn es um Bäume geht, lässt Karin Höcker meistens ihren Mann Uwe sprechen. Aber beim Stichwort Kiefer fällt ihr doch was ein: „Hier!“, sagt sie und wirft eine Tube „Gehwohl Fusskraft“ auf den Küchentisch. „Da habt ihr Kiefern.“ Baumexperte Uwe Höcker schüttelt den Kopf. „Das hat mit unseren Kiefern nichts zu tun. Die kleinen krüppeligen Latschenkiefern wachsen ganz hoch oben in den Alpen – da, wo keine anderen Bäume mehr wachsen.“
Dass Kiefer nicht gleich Kiefer ist, wird auch bei einem Spaziergang über den Friedhof „Ewiger Frieden“ deutlich. Hierzulande sind Waldkiefer und Österreichische Schwarzkiefer die häufigsten Formen. „Eine typische Kieferngegend ist Herford allerdings nicht, dafür ist die Erde hier zu gut“, sagt Höcker. Der Baum bevorzuge sandige Böden, etwa so wie in der Senne.
Auf dem Ewigen Frieden scheint etwas Sand im Boden zu sein. „Das da ist eine Österreichische Schwarzkiefer, die kommt nicht von hier“, sagt Höcker und weist in Richtung Süden. „Und das hier“, fügt er an und zeigt in das knorrige Geäst, das über uns in den Himmel ragt, „das sind Waldkiefern, die gehören tatsächlich hierher.“ Der Boden ist übersät mit Zapfen. „Je mehr der Baum davon trägt, desto kleiner sind die Früchte“, erklärt Höcker.
Insgesamt unterscheidet man zwischen 100 verschiedenen Kiefernarten. „Unter den Nadelbäumen ist sie die artenreichste Gattung“, sagt Höcker. In manchen Gegenden, ergänzt er, wird sie auch Latsche oder Föhre genannt. „Und auch die in Südeuropa so häufige Pinie ist nichts anderes als eine Kiefernart.“
Die Waldkiefer hat weniger Äste im unteren Bereich des Stammes als die Schwarzkiefer. „Außerdem hat die Schwarzkiefer insgesamt eine dunklere Färbung“, nennt Höcker die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale. Während die wilde Waldkiefer schon immer hier war, ersetzte die Schwarzkiefer in den 60er Jahren als „moderner Baum“ die serbische Fichte. „Die Leute, die sie in ihre Gärten pflanzten, wussten wahrscheinlich nicht, wie groß die Kiefer wird“, sagt Höcker und lacht. „Bis zu 45 Meter hoch. Und bei günstigen Bedingungen 600 Jahre alt.“
Und dieses kleine Krüppelgewächs auf einer Mauer in Höckers Garten? „Das ist eine Latschenkiefer“, sagt er. Aber wachsen die nicht nur in den Alpen? „Wenn man sie hier pflanzt, wächst sie auch hier – so schön klein und krüppelig ist die aber nur, weil wir sie beschneiden.“

© 2012 Neue Westfälische
09 - Herford, Mittwoch 29. August 2012

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