Sonntag, 16. Dezember 2012

Hofeichen am Schnatweg



Ort: Schnatweg in Herringhausen
Baumart: Eichen (mit Uwe Höcker)
Zeit: Juli 2012
Fotos: Meiko Haselhorst, NW
Hofeiche als Blitzableiter:
Spuren eines Blitzeinschlags






Bauern, Blätter, Blitzeinschläge

IN HERFORD VERWURZELT (4): Warum die „deutsche Eiche“ in ländlichen Gegenden so häufig auf Höfen zu finden ist

VON MEIKO HASELHORST

Uwe Höcker nimmt Maß am Fuß einer mächtigen Eiche
Herford. Die deutschen Buchenwälder sind Weltnaturerbe, die Linde und ihre Blätter kommen in deutschen Mythen und Legenden zum Zuge. Fragt man aber den „Mann auf der Straße“ nach dem deutschen Baum schlechthin, gibt es vermutlich nur eine Antwort: „Die Eiche.“ Für Ostwestfalen-Lippe und Herford gilt das ganz besonders.
Kaum ein Bauernhof, der nicht von Eichen umgeben ist. „Das ist ganz typisch für die norddeutsche Tiefebene und für unsere ländlichen Gebiete“, erklärt Baumexperte Uwe Höcker. „Kein anderer Baum bietet so guten Schutz vor Wind und Sonne wie die Eiche. Außerdem wurden aus dem Holz der Hofeiche häufig Möbel hergestellt – für die Aussteuer. Und nicht selten wurden die Landwirte in Särgen aus dem Holz ihrer eigenen Eichen beerdigt. Bei Geburten wurden neue gepflanzt.“ Früher habe man die Säure zum Gerben von Leder benutzt. Die Früchte seien nicht nur an Schweine verfüttert worden. „In Notzeiten haben auch die Menschen Eicheln gegessen“, weiß Höcker.
Die typischen Eichenblätter
Ganz wichtig, so der ehemalige Mitarbeiter des städtischen Garten- und Friedhofsamtes, sei aber auch die Funktion der Eiche als Blitzableiter gewesen. „Der Spruch ,Eichen sollst Du weichen’ ist nicht ganz verkehrt – durch ihre Höhe und das in der runzeligen Rinde gespeicherte Wasser zieht die Eiche den Blitz tatsächlich mehr an als andere Bäume“, erklärt der Rentner. Daher sei die Eiche auch schon zu Zeiten der Germanen dem Donnergott „Donar“ geweiht gewesen.

Im Schnatweg in Herringhausen steht eine ganze Reihe solcher vom Blitz getroffener Eichen – die Spaltung der oberen Holzschicht zieht sich von der Spitze des Stammes bis hinunter ins Erdreich. „Manch ein Baum verkraftet das nicht“, sagt Höcker. Die Exemplare am Schnatweg sind schwer gezeichnet – haben den Überlebenskampf aber allesamt gewonnen .
Uwe Höcker hat einen solchen Blitzeinschlag mal miterlebt: „Die Rindenstücke flogen 300 Meter weit durch die Luft, überall stank es nach Schwefel, ich konnte vor lauter Schreck erst gar nicht weiterfahren.“

Wenn von der Deutschen Eiche oder von Hofeichen die Rede ist, handelt es sich meist um Stiel- oder Traubeneichen. Die Namen gehen auf die Anordnung der Früchte zurück. Beide Arten können über 1.000 Jahre alt, 40 Meter hoch und 20 Meter breit werden und sind vom Wuchs, vom Holz und von der Blattform her kaum voneinander zu unterscheiden. Über den Globus verstreut gibt es mehr als 600 verschiedene Eichenarten.
© 2012 Neue Westfälische
09 - Herford, Mittwoch 25. Juli 2012



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